TRAZOM

Duos für Violine und Viola

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Mozart

Duos KV 423 und 424 (1783)

12 Duos für zwei Horner „Kegelduos“ KV 487 (1786)


1953, im Jahre der 197. Wiederkehr des Geburtsfestes des Hl. Konditors, des Patron des Brennsuppn-Kaffees fand Graf Thurn-Valsassina quasi beim Altpapier in seinem Waldviertler Schloss die Tagebücher („meine tag Ordnungen“) der Nannerl Mozart und überließ sie „in hochsinniger Weise der Stiftung Mozarteum“ (Dankschrift). Wahrlich eine große Tat, denn allein die bloße Nachricht von Sensationsfunden, wie jüngst der eines Wurstkranzels aus dem engeren Bekanntschaftskreis von Mozarts Hund, erreicht die Öffentlichkeit heutzutage nur noch über den Katalog von Sotheby's.


So halten wir dankbar ein Dokument in Händen, das „die Familie Mozart als gesellschaftlichen, kulturellen und geistigen Mittelpunkt“ (Vorwort der Erstausgabe) des historischen Salzburg beschreibt

und die brennendste aller Mozartfragen beantworten könnte:

war Er nun der „Edle von Sauschwanz“, oder war's wer anderer?

Das Ergebnis vorweggenommen:

ja, er war's, aber das Nannerl hinter den Sieben Bergen war 1000 Mal ärger.


Die Tage der Mozarts folgten einem ehernen Ordinarium:

„um halbi Neini ind' Mess', danach bei der Lodronin.

Tarokiert bis 4. Der Prantl Bestbieter, mein Bruder gewohnen. Abends geregnet. Hernach in die Comedie“ (Zeitangaben, Personen und Wetterlage austauschbar)

Das sinnstiftende Wirken kann an dieser Stelle schon mehr als vermutet werden.

Wer aber nach tiefer schürfenden Tatsachen sucht, oder gar hinterfragt, warum Leopold eine Einladung der Preussischen Akademie der Wissenschaften ausschlagen musste, dem seien ein paar Brosamen der besonderen Vorkommnisse hingeworfen:

„Heunt ist die Procesion nicht ausgegangen, weil kein schönes Wetter war“

„Obwohl heunt ein schönes Wetter war ist die Procesion nicht ausgegangen, weil der Erzbischof das scheissen abführen geforchten haben“

„den 9ten: ein Elopfant ist angekomen“

„den 14ten ist der Elephant wider abgereiset“ (der kürzeste Bildungsroman der Geschichte)

„hat mein Bruder einen zinnernen Leuchter auf die Procesion hinab-geworfen“


„der Schlachtner zu Besuch, ein Hosentrompeter“


„heunt sind mein Bruder und ich schon um halbi 8e zum Hagenauer hinüber um die Pferde scheissen zu sehen“

(nb: vor der Mess'!)


In den Jahrgängen findet sich auch Musikalisches:

„haben wir bei Hohfe gespilt“

„wurde die Haffnermusik gegeben“

„ist der Papa ins Mirabell die Claviere stimmen“

(das sollte er auch heute noch tun)


Hat sich in den vergangenen Jahrhunderten tutto quanto nichts besonderes am Salzburger Musikleben geändert (Dinner Concerts ausgenommen), vermisst der Kenner jedoch schmerzlich das rechtzeitige Einschreiten einer fürsterzbischöflichen Instanz:

„ist der Papa von der violin dispenzirt worden“


1783 gibt Wolfgang seinen Abschiedsbesuch in Salzburg: mehr als 150 unbeschwerte Tage zwischen Mess' und Comedie, und er brilliert als Mitautor der Tagebücher:

„um ¾ auff 10e war die Comedie zu ende.

Wer wollte, durfte dann nachhausegehen,

oder -reiten oder -fahren“

„mit den Tarokkarten Tarokkarten gespilt“


Am 26. Oktober gibt er die Messe in c-moll KV 427 (417b) („'die c-moll Messe', wie sie von Musikern und Musikkennern genannt wird“. Vorwort Neue Bärenreiter Ausgabe. Das wissenschaftliche Zentrum Salzburgs ist noch intakt!),

schenkt seinem Freund Michael Haydn zwei Duette für Violine und Viola, die jener als „Heiligthum zum ewigen Angedenken“ im holprigen Deutsch eines Nicht-Salzburgers bezeichnen wird,

und verlässt anderntags die Stadt, welche er einst als „Bettelort, wo nicht einmal der Erzbischof gscheuten Leutten glaubet die gereiset sind“, leichtsinnig verschmäht hatte, in Richtung Linz, vorbei an der Gnigl, am Thurnerwirt, dem Tatort des legendären Vogelputzens.

Für immer.


In seinen verbleibenden acht Lebensjahren wird ihm der Salzburger Geist nur noch selten erscheinen (im „Musikalischen Spaß“, den Kegelduetten, der Kleinen Nachtmusik, im Theaterfragment „Ein Salzburger Lump in Wien“).

Er wird nie wieder Gelegenheit finden, eine Prozession zu bewerfen oder die Pferde beim Hagenauer zu studieren.


Und schließlich tritt am 5. Dezember 1791 ein (überfällig, laut Glenn Gould - wie wahr), was Nannerl längst schon prophezeit hatte:

„ist mein Bruder in den Trek gefahlen“

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